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  • AutorenbildAndrea Kron

Über Sinn und Unsinn von Humor – haben Sie einen Sündenhamster?

Welche Strategie verfolgen Sie mit Humor?


Neulich fragte ich einen Kollegen, ob er am nächsten Treffen unseres gemeinsamen Business-Netzwerks dabei sei. Nein, antwortete er, da könne er leider nicht, sein Hamster habe an diesem Tag einen Heuschnupfen-Impf-Termin.


Die Kritikerin in mir sprang direkt an: macht man so etwas bei Hamstern? Und wieso Heuschnupfen im Sommer? Andererseits: sollte so ein kleines Tierchen wie ein Hamster tatsächlich Heuschnupfen haben, würde das Niesen das Tier bestimmt komplett durchschütteln. Armer Hamster.


Der Sündenhamster als Symbol für vorgeschobene Argumente - Andrea Kron von kronkonsult
Wäre er lieber von Heuschnupfen geplagt oder ein Sündenhamster?

Da ich keinen Grund hatte, an der Aussage des Kollegen zu zweifeln, schrieb ich genau dies und äußerte mein Verständnis.


Ich kenne den Kollegen noch nicht lange und hatte kein Gefühl für seinen Humor. Das änderte sich in diesem Austausch schlagartig, denn er offenbarte mir anschließend, dass er gar keinen Hamster habe. Sein „Sündenhamster“ müsse immer dann herhalten, wenn er keine Lust auf etwas hätte.


Mein erster Impuls: Was für eine beeindruckende und humorvolle Strategie.

Aber ist sie auch wirkungsvoll? Was hätte dagegen gesprochen, das mangelnde Interesse an der Veranstaltung zu artikulieren?


Humor als Konflikt-Vermeidungs-Strategie?


In der Sprache der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg kann Humor als Strategie, angesehen werden, um ein bestimmtes Bedürfnis zu erreichen. Genauso wie Essen eine Strategie ist, um satt zu werden.


Wie in dem Fall des Bekannten, wird Humor häufig als Strategie angewandt, um auf charmante und leichte Art und Weise eine abweichende Meinung oder bspw. Desinteresse zu artikulieren. Allerdings ist die eigentliche Botschaft dadurch verwässert oder sogar nicht zu erkennen.


In der Situation mit meinem Kollegen, war das kein Problem. Die Veranstaltung gab es nur einmal, die Strategie war wirkungsvoll. Anders stellt es sich dar, wenn der Fall wiederholt stattfindet oder es sich um eine wichtige Angelegenheit handelt.


Wie wäre es bspw. wenn ein*e Mitarbeiter*in sich bei Team-Events immer humorvoll entschuldigt? Die wahren Gründe werden durch Humor nicht sichtbar und können deshalb auch nicht berücksichtigt werden. Besonders kritisch ist es, wenn die Mitarbeitenden den Eindruck haben, sie könnten ihre wahren Motive nicht offenlegen. Ist dies der Fall, hilft auch die größte Diversity nicht.


Humorvoll vorgebrachte Äußerungen, können dem eigentlichen Ziel im Weg stehen


In der Vergangenheit habe auch ich Humor manchmal als Strategie gewählt, statt offen zu meiner Position zu stehen. Dies entsprach meinem Bedürfnis nach Leichtigkeit und ich wollte nicht anecken.


Allerdings muss ich zugeben, dass ich damit langfristig nicht erfolgreich war: Häufig wurden meine eigentlichen Interessen und Bedenken nicht erkannt und mein gegenüber wusste überhaupt nicht wo er/sie dran war. Dadurch konnte die Person gar nicht darüber nachdenken, ob er/sie meinem Anliegen gerecht werden möchte und wusste nicht, wie wichtig es mir gewesen wäre.


Ein Bedürfnis nach Leichtigkeit und Harmonie steht also mitunter den eigentlich bedeutsamen und vielleicht sogar verletzten Bedürfnissen entgegen. Seit mir das klar ist, überlege ich mir gut, welches Bedürfnis ich in welcher Situation verfolge und welche Strategie ich wähle.


Ähnliches ist der Fall, wenn Humor genutzt wird, um die eigenen Gefühle zu verschleiern und sich nicht verletzlich zu zeigen. Das läuft dann unter der Überschrift „Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Humor dient in diesem Fall als Selbstschutz. Allerdings zu dem Preis, dass das eigene Anliegen verdrängt wird. Verletzlichkeit ist in aktuellen Debatten über gute Unternehmenskultur ein wichtiges Thema.


Humor ist trotzdem wichtig


Dennoch hat Humor natürlich seine Berechtigung – auch im Arbeitskontext. Im Job haben wir nicht nur eine Rolle, sondern sind Menschen mit allem was uns ausmacht. Außerdem haben wir viele zwischenmenschliche Beziehungen und sind Teil eines sozialen Gebildes.

Gemeinsame Freude und gemeinsames Lachen sind dabei sehr wichtig: Ganz generell entspannt Lachen und gemeinsames Lachen verbindet. Dies stärkt unsere Beziehungsebene. Gelingende zwischenmenschliche Beziehungen sind sowohl für jede*n Einzelne*n von uns wichtig als auch für den Erfolg der Organisation.

Humor als Teil der Beratung von Andrea Kron bei kronkonsult
Gemeinsames Lachen verbindet und ist gut gegen Stress

Gelingt einem Team ein humorvoller Umgang miteinander, kann dies gerade in schwierigen Phasen eine sehr wirkungsvolle Strategie gegen Stress sein und den Teammitgliedern als Ausgleich dienen.


Ein besonders komplexes Thema ist der Einsatz von Humor bei Konflikten. Jeder Konflikt hat eine Sach- und eine Beziehungsebene. Wenn Humor dazu führt, dass sich das Gegenüber nicht ernst genommen fühlt, dann steht Humor der Konfliktlösung im Wege. Da Humor aber auch förderlich für eine gute Stimmung und die Verbindung zu unseren Mitmenschen ist, kann Humor auch in Konflikten hilfreich sein. Wie man sieht: gerade in schwierigen Situationen erscheint es sinnvoll zu sein, Humor wohl dosiert, mit Empathie für das Gegenüber und mit viel Fingerspitzengefühl einzusetzen.

Ein paar Worte zum Schluss:


Als ich anfing diesen Beitrag zu schreiben, war ich Feuer und Flamme. Eine erste Version stand binnen weniger Minuten. Doch dann stieg ich immer tiefer ein ins Thema und führte einige Gespräche dazu. Der Einsatz von Humor ist unglaublich vielschichtig. Darüber ließen sich stundenlange und äußerst interessante Gespräche führen – bspw. auch zum Thema „Klassen-Clown“, den es auch in Teams oder in Meetings gibt.


Trotzdem war es mir wichtig einen kleinen Impuls zu geben, um über den Einsatz von Humor – egal ob im Privaten oder im Job – nachzudenken. Ich hoffe, dass damit nicht die Leichtigkeit und Impulsivität, die für Humor charakteristisch ist, verloren geht.


Im Gegenteil: es freut mich, wenn ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass Humor dazu genutzt wird, Verbindung zu stärken, einen Schutzwall gegen Stress aufzubauen und Leichtigkeit zu erleben. Wenn Humor außerdem dann in den Hintergrund tritt, wenn es darum geht, die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Meinungen klar zu artikulieren, können Sie als Organisation sehr stolz auf sich sein. Dann haben Sie eine offene und lebhafte Kultur geschaffen – zum Wohl Ihrer Mitarbeitenden und Ihrer Organisation. Deshalb abschließend drei Fragen für Sie:


Reflexion als Schlüssel zum Erfolg der Beratung von Andrea Kron bei kronkonsult
Jetzt sind Sie dran - Reflexion als Schlüssel zum Erfolg

Jetzt sind Sie dran:


Haben auch Sie einen „Sündenhamster“?


Was wollen Sie mit Humor erreichen?


Welche Muster erkennen Sie bei sich, in Ihrem Team und Ihrer Organisation?



Literatur:

Brown, Brené (2017): Verletzlichkeit macht stark.


Rosenberg, Marshall B. (2016): Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens, 12. Auflage.


Stahl, Stefanie (2015): Das Kind in die muss Heimat finden. Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme, 26. Auflage.


Worline, Monica C. & Jane E. Dutton (2017): Awakening Compassion at Work. The Quiet Power That Elevates People and Organizations.

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